Bei der Verarbeitung von Nutzpflanzen wie Reis, Weizen, Gerste, Mais, Hanf oder Zuckerrohr bleibt der Großteil des pflanzlichen Materials in Form von Stängeln und Blättern ungenutzt. Rund 80 % der Pflanze fallen als landwirtschaftliche Nebenprodukte an, was weltweit jedes Jahr zu Milliarden Tonnen an Abfällen führt. Diese werden größtenteils verbrannt – in Industrienationen geschieht dies häufig in Biokraftwerken, während in ärmeren Regionen die Verbrennung oft unkontrolliert im Freien erfolgt. Dies führt nicht nur zu einer Verschwendung wertvoller Rohstoffe, sondern auch zu einer erhöhten CO₂-Emission, Bodenverschmutzung und gesundheitsschädlichem Smog. Millionen Kleinbauern in Entwicklungsländern, die über geringe Einkünfte verfügen, profitieren nur von den essbaren Pflanzenteilen, die lediglich 20 % der gesamten Pflanze ausmachen.

Der europäische Markt für Papier und Karton hat ein Volumen von über 100 Milliarden Euro und macht etwa 20 % des globalen Marktes aus. Gegenwärtig wird der Papierbedarf zur Hälfte aus Recyclingmaterial und zur Hälfte aus Holz aus Plantagenwäldern gedeckt. Jährlich schrumpft der natürliche Waldbestand um eine Fläche, die mehreren Tausend Fußballfeldern entspricht. Dies hat negative Folgen für die Biodiversität, die CO₂-Bindung und die Luftqualität. Während Holz als Primärrohstoff Wachstumszeiten von 10 bis 80 Jahren benötigt, stehen landwirtschaftliche Nebenprodukte als Sekundärrohstoff jährlich automatisch zur Verfügung. Durch die Nutzung dieser Reststoffe zur Herstellung von Papier und Karton lassen sich sowohl Nahrungsmittel als auch industrielle Rohstoffe aus ein und derselben Pflanze gewinnen. Dies stellt nicht nur eine umweltfreundlichere und nachhaltigere Alternative dar, sondern eröffnet Landwirten auch neue Einkommensquellen aus den bisher ungenutzten Pflanzenresten.